Katholische Pfarrei Lenting

 

1. Die Pfarrei 

Die Grafen von Hirschberg übten im 13. Jahrhundert das Patronatsrecht an der Pfarrei Lenting aus. Graf Gebhard von Hirschberg übertrug 1296 das Patronatsrecht dem Domkapitel zu Eichstätt für eine Reihe von Orten, darunter auch Lenting. Dies ist die erste urkundliche Nennung der Lentinger Pfarrei; der Pfarrer in Lenting war damals ein Mann namens Gerochus.

Das Patronat war mit dem Zehent verbunden. Ein Zehntel von Getreide und Haustieren mussten die Lentinger Bauern an die Kirche abliefern. Diese Abgaben wurden im Zehentstadel gesammelt, der bis zu seinem Abriss 1970 auf dem heutigen Kindergartengelände am Kapellenweg stand. Der Lentinger Pfarrer bekam davon 1/4 des Zehents als Gehalt und zum Kirchenerhalt, 3/4 aber gingen an das Bistum Eichstätt. - Dazu gibt es folgende Geschichte: 1771 weigerte sich der Lentinger Pfarrer Joseph Anton Färber,(dessen Epitaph sich am südlichen Stützpfeiler der Empore in der Pfarrkirche befindet) dem Domkapitel Eichstätt den Zehent abzutreten. Das Domkapitel ließ ihn daraufhin bei Brot und Wasser acht Tage in Eichstätt einsperren.  

Der Stufengiebel der Pfarrkirche und die Symbole des Pfarreipatrons St. Nikolaus sind im Logo der Lentinger Pfarrei zu sehen. Die Pfarrei war ein Zentrum des Dorflebens, denn bis 1900 gab es in Lenting nur katholische Einwohner. Daher enthält auch das heutige Lentinger Gemeindewappen noch die drei symbolischen Kugeln des heiligen Nikolaus.

 

Im April 1926 wurde ganz Hepberg nach Lenting umgepfarrt. Bis dahin durchlief in Hepberg entlang der Hauptstraße die Bistumsgrenze von Eichstätt und Regensburg, der östliche Ortsteil gehörte zur Pfarrei Kösching (Bistum Regensburg). Ab 1931 war Hepberg Expositur, 1947 erhob der Eichstätter Bischof die Expositur Hepberg dann zur eigenständigen Pfarrei.

Seit April 2017 gibt es im Bistum Eichstätt sogenannte Pastoralräume. Die Pfarreien Hepberg, Lenting und Wettstetten mit derzeit 6822 Katholiken bilden seitdem einen Pfarrverband (HeLeWe). Dieser Pfarrverband Hepberg-Lenting-Wettstetten gehört zum Dekanat Ingolstadt.        


                                                 2. Die Pfarrkirche St. Nikolaus

Bereits im 9. Jahrhundert soll in Lenting eine Kirche gestanden haben, welche als Eigenkirche dem Königsgut am Ort zugeordnet gewesen sein dürfte. Über den Bau der ersten Kirche ist nichts bekannt.

Schutzpatron der Lentinger Pfarrkirche ist der heilige Nikolaus. Die ursprünglich romanische Kirche sowie die Kirchenmauer und der Kirchturm wurden 1604 durch den Lentinger Maurermeister Hanns Hölt erstmals restauriert.

Aufgrund ihrer unmittelbaren Nähe zur Festung Ingolstadt wurde Lenting durch die kriegerischen Auseinandersetzungen stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Schwedeneinfall 1632 fielen von den ca. 300 Lentinger Einwohnern 116 Personen der Pest zum Opfer, unter ihnen auch der damalige Pfarrer Jakob Bair. Damals wurden auch Kirche und Pfarrhof erheblich zerstört.

Nach dem 30-jährigen Krieg ab 1648 wurde in der Kirche ein Chor für den Altarraum erbaut und zwei Fenster in die Südseite, ein Fenster in die Nordseite der Außenmauer eingefügt. Man hat außerdem eine Decke aus Holz in die Kirche eingezogen, bis dahin wurde der Gottesdienst unter dem offenen Ziegeldach gefeiert. 1660 wurde der Kirchturm neu eingedeckt. Im Mai 1661 erfolgte die Konsekration der erneuerten Kirche durch den Eichstätter Weihbischof Wilhelm Ludwig. Manche Quellen gehen davon aus, dass die alte Pfarrkirche während des 30-jährigen Krieges abgebrochen und an gleicher Stelle mit dem Bau einer neuen, größeren Kirche begonnen wurde, die 1661 fertiggestellt war.

 

Die Barockisierung der Kirche erfolgte ab 1730.  Es wurde eine neue Holzdecke eingezogen und diese mit ges

chmackvollen Stuckaturen und dekorativen Fresken versehen. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts scheint die Kirche nach Westen erweitert worden zu sein.

Die Pfarrkirche erhielt 1832 eine Orgel von der Firma Leis aus Ingolstadt. 1894 wurde diese durch eine Orgel mit neun Registern ersetzt.

Luftbild der alten Pfarrkirche von 1924. Rechts davon die alte Schule und davor das Lehrerhaus, in dem die Gemeindeverwaltung untergebracht war.

 

 

 

 

Erweiterung von Kirche und Friedhof 1926/27

Innenansicht der Kirche nach der Erweiterung. Foto: L.Händl

In den Jahren 1926/27 wurde die Kirche nach Westen hin um 12 Meter auf 36 Meter verlängert sowie um zwei Seitenschiffe auf 15 Meter verbreitert. Ursprünglich war sie nur so breit wie der Altarraum. Die seitlichen Wände wurden durch Pfeiler ersetzt, die mit weitgespannten Arkaden verbunden sind. Dadurch gelang es den Innenraum zu vergrößern, ohne die äußere Gestalt der Kirche wesentlich zu verändern. Die knapp sieben Meter hohe Langhausdecke mit den Stuckarbeiten und Fresken musste laut Denkmalpflege erhalten bleiben, sie wurde jedoch bis zur Orgelempore um drei Meter verlängert. Die neuen Dächer der beiden Seitenschiffe sind als geknickte Schleppdächer in das vorhandene Dach integriert worden.

 

Die Arbeiten an Kirche, Friedhof und Leichenhaus wurden fast nur durch Lentinger Firmen ausgeführt, z.B.  durch die Baufirma Zinn. Die Hand- und Spanndienste leisteten die Pfarrei-Angehörigen.  

 Maßgeblich verantwortlich für die Baumaßnahmen waren der Münchener Architekt Friedrich Haindl und Pfarrer Joseph Guttenberger. Im gleichen Zeitraum wurde der Kirchenfriedhof nach Westen hin um etwa 45 Meter verlängert und das Leichenhaus gebaut. Geweiht wurde die erweiterte Kirche am 1. Juni 1927 durch Bischof Leo von Mergel.

 

Auf diesem Luftbild von 1965 sind im Vordergrund die alte Schule und die Pfarrkirche mit der an die Ostseite angebauten Sakristei zu sehen, die im Jahr 1974 abgetragen wurde. Hinter der Kirche ist der 1926/27 nach Westen erweiterte Friedhof und das Leichenhaus erkennbar.  Im Hintergrund sieht man den Pfarrhof mit Stadel und Stallungen, die 1976 abgerissen wurden.

  

3. Das Pfarrhaus

In der Vergangenheit wurde der Lentinger Pfarrhof, wie die meisten Pfarrhöfe, auch als Bauernhof genutzt, der Pfarrer war auch gleichzeitig Ökonom. Ein Pfarrhof benötigte deshalb neben Pfarrhaus, Waschhaus und Backofen auch Stallungen für Pferde, Kühe, Schweine und Hühner. Ferner einen Stadel für Getreide, Stroh und Heu sowie Schupfen für die landwirtschaftlichen Geräte. 1863 gehörten zum Lentinger Pfarrhof  28 Hektar Pfarrgrund, die es mit Mägden und Knechten zu bewirtschaften galt. Das vormalige Pfarrhaus von 1854 befand sich etwa 28 Meter vom jetzigen Pfarrhaus entfernt an der Pfarrgasse, in der Nähe des Maxbauernhofes (Zeller).

 Unter Pfarrer Johann Baptist Bauer, der 1902 nach Lenting kam, wurde 1904 das  jetzige Pfarrhaus gebaut. Bauplatz war der damalige Wurz-Garten des Pfarranwesens.

Das neue Pfarrhaus wurde ein neubarocker Putz-Bau mit Zwerchhaus, Giebelaufsätzen und Eck-Erker. Das Pfarrhaus steht heute unter Denkmalschutz. Das alte Pfarrhaus wurde 1905 abgebrochen.

Das Foto aus den 1950er-Jahren zeigt die Nordwestseite des Pfarrhauses mit der Hausmadonna.   

 

 

 

 

 

 

4. Die Lentinger Pfarrer

 

 

 

Gedenket eurer + +  Seelenhirten!  die schon seit 1300 eure Voreltern zum Guten Hirten führten“       -       so steht es auf der mittleren Tafel dieser Pfarrer-Gedenkstätte im Lentinger Kirchenfriedhof (Foto). Diese Inschrift ist ein Hinweis auf die Anfänge der Pfarrei um 1300.

Auf den zwei Gedenktafeln an den Seitenwänden sind alle katholischen Pfarrer genannt, die in Lenting seit 1561 wirkten. Dieser Beginn hängt damit zusammen, dass 1561 die Lentinger Kirchenbücher (Pfarrmatrikel) anfangen, in denen auch die Amtszeiten der Pfarrer erfasst wurden. Alle Lentinger Sterbefälle wurden ab 1561, die Trauungen ab 1562 und die Geburten ab 1653 darin aufgezeichnet.. Diese Kirchenbücher können im Diözesanarchiv Eichstätt eingesehen werden, seit 2021 sind sie auch auf matricula-online.eu kostenlos online einsehbar.                        

 

Der kapellenartige Bau an der Nordseite der Friedhofsmauer war von 1955 bis 1986 das Lentiger Kriegerdenkmal und wurde danach zur Pfarrer-Gedenkstätte. Das neue Kriegerdenkmal steht jetzt am östlichen Friedhofeingang auf der linken Seite, es wurde am 16.11.1986 eingeweiht.

 

 

Um 1500 waren zwei Gelehrte der noch jungen Universität Ingolstadt Pfarrer von Lenting:      

       1478 – 1496  Heinrich Hopfenstatt, Magister der Theologie an der Universität Ingolstadt

       1496 - 1515  Dr. Wolfgang Crener,  Theologieprofessor in Ingolstadt und Prediger in der Nikolauskirche von Hall in Tirol.

  In einer Regensburger Urkunde von 1496 heißt es: „… Heinrich von Parsberg, Kanoniker von Regensburg, und das Kapitel von Regensburg teilen dem Bischof von Eichstätt … mit, dass Dr. Wolfgang Crener, Kaplan des Altares der Apostel Philipp und Jakob in der Regensburger Kirche… und Mag. Heinrich Hopfenstatt, Pfarrer der Nikolauskirche in Lenting in der Diözese Eichstätt, ihre Pfründen getauscht haben, und bitten um Zustimmung.“ (PfAH: Urk. 434 : Kapitelhaus von Regensburg)

Die beiden Gelehrten Hopfenstatt und Dr. Crener, wohnten allerdings nicht in Lenting, sondern in Ingolstadt.  Die Pfarrei Lenting wurde damals meist von Vikaren aus Oberhaunstadt versorgt.

Auch zwei gebürtige Lentinger waren hier Pfarrer, nämlich:

1561 – 1615 Georg Mayr, geboren und gestorben in Lenting, wahrscheinlich neben dem Pfarrhof im Maxbauernhof aufgewachsen. 

1798 – 1812  Nikolaus Zeller, geboren 1750 als Sohn des Krausbauern, gestorben 1812. Er schrieb die Lentinger Häuserchronik für 1799 bis 1812.

 

Die katholischen Pfarrer seit 1900 waren:

  • 1902 – 1912    Johann Baptist Bauer, baute 1904 das heutige Pfarrhaus, 1912 erster bisher bekannter Ehrenbürger von Lenting (lt. Protokollbücher im Gemeindearchiv Lenting)
  • 1912 – 1925    Joseph Hartmann
  • 1925 – 1945   Joseph Guttenberger, Kirchen- und Friedhofserweiterung 1926/27,  Ehrenbürger von Lenting 1933, die „Guttenbergerstraße“ ist nach ihm benannt
  • 1945– 1955    Anton Brems, Ehrenbürger 1955, Bruder von Bischof Alois Brems
  • 1955– 1971    Peter Möges, Außen- und Innenrenovierung der Kirche, Ehrenbürger 1971
  • 1971 – 1986    Adalbert Regner, Kindergarten St. Nikolaus, Dekan, Ehrenbürger 1985
  • 1986 – 1990    Rudolf Meyer
  • 1990 – 2004    Georg Köbl,  2. Kindergarten St. Josef, neues Pfarrheim erbaut, Dekan, Ehrenbürger 2004
  •  ab 2004          Josef Heigl, Leiter vom Pfarrverband Hepberg - Lenting - Wettstetten        

 

Autoren: Leonhard Händl, Walter Baumgärtner

Literatur: Franz Xaver Buchner, Das Bistum Eichstätt, Eichstätt 1938

                  Dr. Siegfried Hofmann, 325 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus Lenting