Das Argula-Denkmal in Lenting

 „Berühmteste Frau Lentings im Mittelpunkt“ hieß eine Schlagzeile im DONAUKURIER 2017 aus Anlass der Enthüllung des Argula-Denkmals am Rathausplatz von Lenting. Mit der Lentinger Hofmarksherrin Argula von Grumbach (1492-1554) setzte sich erstmals eine Frau öffentlich für die Reformation Luthers ein, indem sie Flugschriften verfasste, die in hohen Auflagen erschienen. Auf Initiative des Geschichtskreises Lenting hat die Gemeinde Lenting zusammen mit der Evangelischen Kirchengemeinde St. Paulus Ingolstadt und mit finanzieller Unterstützung durch die Katholische Pfarrei Lenting im Reformationsjahr 2017 daher eine Erinnerungsstätte für die Reformatorin in Lenting errichtet.

Foto: Baumgärtner

                                                                                           

Das Konzept des Denkmals          

Der aus Lenting stammende Künstler Stefan Weyergraf Streit hat für dieses Denkmal nicht die übliche Figuren-Skulptur gewählt, sondern er wollte ein erzählendes Denkmal gestalten. Daher steht oben eine breite Figurendarstellung mit den handelnden Personen des Ingolstädter Religionsstreits und darunter erzählen 28 Lebensbilder in Flugblattform die Ereignisse von damals und die Lebensgeschichte Argulas.

 Die Figurengruppe im oberen Teil

Das Denkmal wird beherrscht von der bildlichen Darstellung einer Figurengruppe auf Tafeln aus Verbundwerkstoff, die auf Stahlplatten befestigt sind. Damit wird die fiktive Disputation der Argula von Grumbach mit den Professoren der Ingolstädter Universität gezeigt.

Argula hält die offene Bibel in der Hand, denn sie hat die Professoren zum Disput auf Grundlage des Evangeliums herausgefordert, weil diese 1523 einen jungen Magister wegen seines lutherischen Glaubens verfolgten. Im Unterschied zur Bildvorlage aus einem Flugblatt (siehe unten) hat der Künstler hier Argula deutlich größer gemacht als die Professoren.

Die Professoren werden angeführt vom Rektor der Ingolstädter Universität, Dr. Eck, mit dem Fehdehandschuh in der linken Hand. Das bedeutet, sie missachten Argula und verweigern ihr die öffentliche Diskussion. Der dargestellte persönliche Disput hat in Wirklichkeit nicht stattgefunden, wohl aber die offene Auseinandersetzung in Flugschriften und Hasspredigten (vgl. dazu besonders die Denkmaltafeln 11, 12 und 14).

Die Bildvorlage für die Figurengruppe ist die hier abgebildete Titelseite des in Nürnberg gedruckten 1. Flugblatts von Argula 1523:

 Die Bild- und Texttafeln

 Auf drei Seiten des Denkmals sind insgesamt 28 Bildtafeln mit Text im Stil von Flugblättern der Reformationszeit zu sehen. Diese Tafeln geben einen Einblick in Argulas Lebensweg (beginnend auf der südlichen Seite), zeigen aber auch die Stationen und Folgen ihres Religionsstreits mit der Universität Ingolstadt und dem bayerischen Herzog (auf der nördlichen Seite des Denkmals). Der Hintergrund für diese Art der Darstellung ist der, dass um 1500 die meisten Menschen nicht lesen konnten und so am besten mit Bildern angesprochen werden konnten. Argulas Flugschriften waren nach denen von Luther die meist publizierten ihrer Zeit und machten sie überregional bekannt.

 

 Das Argula-Denkmal am Rathausplatz Lenting ist jederzeit zugänglich. Als Anregung für eine Besichtigung hier einige Beispiele der Denkmaltafeln:

 

 

Das Denkmal ist inzwischen zu einer beachteten Einrichtung der Gemeinde Lenting geworden, die von interessierten Gruppen besucht und in verschieden Ortsbeschreibungen unter Sehenswürdigkeiten erwähnt wird.

Als Hilfe kann die Broschüre „Argula-von-Grumbach-Denkmal Lenting“ im Rathaus Lenting erworben werden.

Geschichtskreis Lenting  (Anton Müller, Walter Baumgärtner)