Schule und Schulmeister von Lenting

 

Die Schulhäuser  

Das erste Lentinger Schul- und Mesnerhaus ist bereits im Jahr 1591 erwähnt. Es kann angenommen werden, dass sich die Schule schon immer neben der Kirche und dem Kirchenfriedhof befand. Als Mesnerhaus, Schule und Lehrerwohnung waren die Gebäude ursprünglich Eigentum der katholischen Kirche Lenting. Die Unterhaltung der Gebäude trug später zur Hälfte die Gemeinde, zur anderen Hälfte die Kirche.

 

Das 1826 gebaute Lentinger Schul- und Mesnerhaus stand im südlichen Teil des Kirchenfriedhofs und war um 1870 zu klein geworden. Daher wurde 1875/76 östlich vom Kirchenfriedhof ein neues Schulhaus gebaut.  1901 entstand nördlich davon ein zweites Schulgebäude anstelle des abgebrochenen Schulstadels. Das Foto von 1956 zeigt die beiden rechtwinklig zueinander stehenden Schulbauten neben der Kirche. Bis 1959 gingen die Lentinger Schüler in diese 1901 gebaute Volksschule. Im südlichen Gebäude von 1875 wurden Lehrerwohnungen geschaffen und bis 1984 die Gemeindeverwaltung untergebracht.

 

 

Im Jahr 1958/59 wurde wegen Lentings steigender Einwohnerzahlen auf dem freien Steinbruchgelände "Am Gstocket" eine neue Schule errichtet (siehe 2. Foto).  Ideengeber für den Standort war damals der neue Rektor Ernst Rauwolf, nach dem später die Straße bei der Schule benannt wurde. Schon 1967 erweiterte man den Schulbau von fünf auf acht Klassenräume. 

Zwei weitere große Erweiterungsbauten und eine angegliederte Dreifachturnhalle folgten dann in den 1970er Jahren. Erst nach dem Bau des neuen Rathauses 1984 wurden auch die alten Schulhäuser neben der Pfarrkirche 1985 abgerissen.

 

 

Die Schulmeister

Als Schulmeister bezeichnete man früher Lehrer an Dorfschulen oder niederen Schulen in den Städten. In kleineren Gemeinden musste der Schulmeister alle Klassen allein unterrichten, so  auch in Lenting vor 1902. Eine förmliche Lehrbefähigung wurde lange nicht gefordert, häufig genügten Lehrproben oder andere Eignungstests für eine Anstellung. Erst 1918 entstanden Lehrerseminare zur Lehrerausbildung. Die staatliche Schulaufsicht begann ebenfalls 1918, vorher lag die Schulaufsicht beim Ortspfarrer, der seinerseits durch Visitationen kontrolliert wurde.

In einem Visitationsbericht des Kanonikus Beisser (Eichstätt) von 1689 lesen wir:

„…Schulhaus in gutem Stand in kirchlicher Immunität. Zu Bau und Reparatur verpflichtet die Kirche mit der Gemeinde. Lehrer ganz eifrig und exemplarisch, erfüllt seine Pflicht. Besoldung im Ganzen 60-70 fl (Gulden)…“ (F.X.Buchner, Schulgeschichte)

Mit 70 Gulden ist hier das Jahreseinkommen des Schulmeisters gemeint! Der Lehrer war in der Regel gleichzeitig Mesner und Kirchenorganist, später auch Gemeindeschreiber. Er bekam Äcker, Wiesen und Wald von der Gemeinde zugewiesen, um den Unterhalt für seine Familie sicherzustellen. Deshalb war auch der Schulstadel notwendig. Gemeinde und Kirche stellten dem Lehrer auch den benötigten Wohnraum im Schulhaus zur Verfügung.

Dazu schreibt Markus Bogner z. B. über das Lehrereinkommen von 1884:

 „Das Gehalt des Lehrers Ferdinand Hell, seit 1884 in Lenting, betrug  für Schul-, Cantor-, Organisten- u. Mesnerdienst zusammen 598 M 71 Pfg. Für die Gemeindeschreiberei erhielt er 200 M. Er betrieb die Ökonomie noch selber und konnte 8 Tgw 49 Dez an Schul- oder Dienstgründen nützen… Ferdinand Hell hatte 9 Kinder.“

 

Schulbesuch und Schülerzahl

Die Allgemeine Schulpflicht wurde in Bayern 1802 eingeführt und galt für alle Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren. Nach sechs Jahren „Werktagsschule“ war für alle Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren noch der Besuch der „Sonntagsschule“ (oder „Feiertagsschule“) vorgeschrieben, das bedeutete in der Praxis etwa zwei Stunden Unterricht an jedem Sonntag. Ab 1857 betrug die Schulpflicht in Bayern dann 7 Jahre, ab 1937 waren es 8 Jahre und seit 1968 gelten 9 Jahre.

Für das Unterrichten hatten die Eltern Schulgeld an den Lehrer zu bezahlen, häufig musste dieser das Geld aber erst beim „Königlichen Landgericht“ einklagen. Bei mittellosen Eltern wurde das Schulgeld von der Armenkasse der Gemeinde übernommen. Das „Schul-Entlaß-Zeugniß“ musste man im 19. Jahrhundert für die Ansässigmachungs- und Heiratserlaubnis vorlegen. Dadurch wurde die Erfüllung der Schulpflicht vom Landgericht kontrolliert. 

Die alten "Censur-Bücher" aus dem Schularchiv informieren uns über Schulinspektor, Lehrer und Schülerzahl. Dieses Lentinger Zensurbuch von 1856/57 nennt als Schulinspektor den Ortspfarrer Benedikt Kling. Der Lehrer Johann Baptist Strigl hatte alleine 110 Schüler zu unterrichten. Eine so hohe Schülerzahl war allerdings die Ausnahme, denn im Jahr 1869 waren es z.B. nur 60 Lentinger Schüler oder 1898 z.B. 78 Schüler. Die durchschnittliche Schülerzahl in Lenting lag im 19. Jahrhundert bei 70 bis 80 Schülern. Man kann aus dem Dokument auch ablesen, dass der Schuljahresanfang damals noch im Frühjahr lag.

Foto: Baumgärtner

Wie ein Lehrer in der Praxis gleichzeitig sieben Klassen unterrichten konnte, zeigt das nebenstehende Schultafel-Foto aus einem bayerischen Schulmuseum: Während der Lehrer den unteren zwei Klassen das Schreiben beibrachte (obere und untere Tafelzeilen), löste die 3. Klasse Rechenaufgaben, die 4. Klasse übte Schönschreiben, die 5. und  6. Klasse lernte ein Gedicht aus dem Lesebuch und die 7. Klasse zwei Strophen aus dem Gesangbuch.

 

Die Lentinger Schulsituation im 20. Jahrhundert

Erst mit dem Schulbau von 1901 gab es in Lenting zwei Schulräume und zwei Lehrer.  Die „Untere Abteilung“ 1. – 3. Klasse hatte eine Lehrerin, die „Obere Abteilung“ 4. – 7. Klasse einen Lehrer. 

1943 wurde die Lentinger Schule dann dreiklassig, d.h. die 1./2., 3.- 5. und die 6. - 8. Klasse wurde von den inzwischen drei Lehrern oder Lehrerinnen unterrichtet. Das hängt auch mit der Erweiterung der Schulpflicht auf 8 Jahre zusammen.

1947 kam mit Schulleiter Anton Häusler ein vierter Lehrer nach Lenting und die Schule wurde vierklassig. Der Unterricht für die vier Doppelklassen 1./2., 3./4., 5./6. und 7./8. Klasse musste in den zwei Klassenzimmern im Wechsel von 8 bis 13 Uhr und von 13 bis 18 Uhr stattfinden.

Das folgende Klassenfoto der 1./2. Klasse von 1951/52 stammt aus dem Besitz und der eigenen Schulzeit von Anton Müller. Die Lehrerin Emilie Koziel hat sich mit ihrer Doppelklasse vor der nördlichen Friedhofsmauer fotografieren lassen.

 

Im Schul-Neubau von 1959 standen dann fünf Klassenräume zur Verfügung, ab dem Erweiterungsbau von 1967 waren es acht. Das starke Wachstum unserer Gemeinde und der Schulverband brachten 1972 einen 2. Erweiterungsbau für 19 Klassen und 1977 einen 3. Erweiterungsbau für 24 Klassen. Heute besuchen etwa 600 Schüler unsere Grund- und Mittelschule in Lenting.  Aktuelle Informationen dazu findet man auf der Schul-Homepage www.schule-lenting.de

 

Autoren: Walter Baumgärtner, Anton Müller, Leonhard Händl

Verwendete Literatur:  

Markus Bogner, Haus- und Hofchronik von Lenting von 1612-1960, Manuskript o.J.

Franz Xaver Buchner, Das Bistum Eichstätt, Eichstätt 1938

Franz Xaver Buchner, Schulgeschichte des Bistums Eichstätt, Kallmünz 1956